Vom medialen Protestbild zur
artifiziellen Beweisführung
über
die Installation protestmelody von Patrick Borchers
Seit
einem Jahr verfolgt Patrick Borchers die Medienreflexion
internationaler Protest- bewegungen, indem er Bilder aus den
Nachrichten sammelt und eigene Videoaufnahmen fertigt. Seine Motive
sind Szenen und Bilder von Aufmärschen, Sitzblockaden, Kundgebungen und
Demonstrationen, deren Proteste politisch, sozial, ökologisch oder
caritativ sein können, sich friedlich oder gewalttätig äußern und auf
der Straße oder im Internet stattfinden. Borchers Werkserie
protestmelody dokumentiert und bezeugt eine gegenwärtige Entwicklung
und Ausführung gemeinschaftlicher Interessen. [...]
In
seinen Beobachtungen ist der Künstler zwei Gedanken auf der Spur:
erstens der enormen Reflexion der Medien und deren Verbleib im
Gedächtnis sowie zweitens einem möglichen universellen Prinzip von
Massenbewegungen. Systematisch hinterfragt Borchers die Motive, Farben,
Symbole, und das Verhalten der Menschen wie das Erklimmen von
Straßenlaternen oder das Abführen von Demonstranten. Seine Methode
lehnt sich dabei an der dem Thema eigenen Zurschaustellung an – dem
Vorführen, denn die lateinische Bezeichnung „demonstrare“ bedeutet
hinweisen, zeigen. Protestmelody übernimmt keine politische Haltung und
schließt Polemik aus, dennoch ist der Künstler offensiv, wenn er mit
Dekonstruktionen faktische Bildräume vor Augen führt. Medienbilder
eignet er sich en detail an. Unkonventionell nutzt er Pressefotos,
verfremdet die Zeichen der Atomkraftgegner und befreit Flaggen und
Wimpel von ihrer Definition, deren Farben je nach politischer,
religiöser und sozialer Ausrichtung variable Konnotationen besitzen
können. [...]
Verena
Titze |